Halbzeit im Projekt „Lauf geht’s“: Was die Teilnehmer bisher erlebt haben – und wie es weitergehen soll
von Liviana Jansen
Mehr als drei Monate sind rum, nicht mehr ganz drei Monate, bis das große Finale steigt – 21,1 Kilometer joggen, am Stück. Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen: Wie ist es den Lauf geht’s-Teilnehmern bisher ergangen? Können sie sich motivieren und halten sie sich an den Trainingsplan? Und am allerwichtigsten: Sind sie zuversichtlich, am Ende den Halbmarathon zu schaffen? Wir haben uns beim Lauftreff in Welzheim umgehört.
Das sagen unsere Teilnehmer (Video: Mogck):
Eigentlich habe sie gar nicht mitmachen wollen, berichtet Yvonne Krauter. Die 29-Jährige hatte von einer Bekannten, die in Waiblingen mitläuft, von dem Projekt erfahren. „Erst musste ich schon echt überlegen. Aber dann hab ich gedacht: Gemeinsam mit anderen auf ein Ziel hinarbeiten … Doch, das könnte mir Spaß machen“, berichtet sie. Sie meldete sich also für den Laufteff in Welzheim an. Eine gute Entscheidung, wie Krauter sagt. Als Laufanfängerin läuft sie in der Gruppe der „Latte Macchiatos“ mit, die wenig bis keine Vorerfahrung haben. Ein bisschen vorbereitet habe sie sich aber, verrät die junge Frau. „Damit ich nicht ganz so sehr aus der Puste komme“, sagt sie und lacht.
Inzwischen laufe es Tag für Tag besser, auch wenn die Motivation bei der Hitze der vergangenen Wochen schon mal etwas gelitten habe. Trotzdem hält Krauter sich weitgehend an den Trainingsplan – nur eins ist nicht so ihr Ding: Tabata. Das lässt sie schon mal ausfallen. Was den Halbmarathon am Ende angeht, ist die Laufanfängerin guter Dinge. „Mir ist es egal, ob ich in vier Stunden ins Ziel komme, in zwei oder in sechs“, konstatiert sie. Die Hauptsache sei doch, es anzugehen – und zu schaffen.
Trainerin Monika Loebermann freut sich über die Fortschritte in Ihrer Gruppe. Foto: Habermann
Diese Motivation „ihrer“ Teilnehmer zaubert Headcoach Monika Loebermann ein Lächeln ins Gesicht. „Es freut mich einfach, die Fortschritte zu sehen, das macht total Spaß“, sagt die Lauftrainerin vom TSF Welzheim. Von den anfangs 50 angemeldeten Läufern seien es 30 bis 40, die wirklich immer beim Lauftreff erschienen, das sei ein guter Schnitt. Sie selbst trainiert die langsamste und kleinste Gruppe: die absoluten Laufeinsteiger unter den „Latte Macchiatos“.
Ob am Ende alle die 21,1 Kilometer bewältigen werden? „Das wäre natürlich schön und bisher haben es auch noch alle vor“, sagt Loebermann. Allerdings würden die Langsamsten etwa dreieinhalb Stunden für den Halbmarathon brauchen, wenn sie ihr derzeitiges Tempo beibehielten. Für die erfahrene läuferein – Loebermann selbst ist schon einige Wettbewerbe gelaufen, verschiedene Marathons und auch 50-Kilometer-Läufe – gibt es zwei Möglichkeiten: „Entweder wir werden noch schneller, oder wir müssen die Laufzeiten über das hinaus verlängern, was im Plan steht.“ Wenn ihre Gruppe mitmacht, möchte sie daher zweieinhalbstündige Trainingseinheiten einbauen, um Sehnen, Bänder und Muskulatur besser auf die Belastung eines 3,5-Stunden-Laufes vorzubereiten.
Uli Schuppert lässt es langsam angehen. Foto: Habermann
Uli Schuppert hat „einfach mitgemacht“. So drückt es der 75-Jährige aus. Nach einem Herzinfarkt muss er das Training besonders vorsichtig angehen. „Ich gehöre deshalb zu den langsamsten hier“, gibt er zu. Bisher ist er in Beinstein gelaufen, sei aber von einer Trainerin angesprochen worden, ob Welzheim nicht etwas für ihn sein könnte und versuche nun „hier reinzukommen“. Hier im schattigen Wald sei das Laufen auch bestimmt etwas angenehmer. Der Lauftreff macht ihm Spaß, alleine kann Schuppert sich manchmal schwer zum Laufen motivieren – womit er sicher nicht alleine ist. Beim Meilensteinlauf in Welzheim hat der Laufeinsteiger 48 Minuten gebraucht für die fünf Kilometer. „Für den Halbmarathon muss ich, denke ich, schon mit dreieinhalb Stunden rechnen“, überlegt er. Aber probieren wolle er es auf jeden Fall – und nach dem Projekt auch dranbleiben und weiterlaufen.
Andreas Rommer hat das Ziel, den Halbmarathon in unter zwei Stunden zu schaffen. Foto: Habermann
Sozusagen ein Routinier ist Andreas Rommer. Der 57-Jährige ist auch vor „Lauf geht’s“ schon gelaufen, allerdings unregelmäßig, gibt er zu. „Mal zweimal pro Woche, dann wieder drei Monate gar nicht.“ Er läuft in der schnellsten Gruppe mit, bei den „Espressos“. Warum er mitmache? „Ich hatte das Gefühl, nicht voranzukommen, mich nicht mehr zu steigern“, sagt Rommer. Das Projekt sei für ihn eine gute Gelegenheit, sich zu verbessern. Außerdem mache es in der Gruppe natürlich mehr Spaß, auch seine Frau ist dabei.
Einen ersten Erfolg hat Rommer auch schon bemerkt: Zwar habe sich sein Lauftempo nicht maßgeblich gesteigert, dafür sei sein Puls jetzt konstant niedriger. „Ich hatte immer etwas Probleme mit einem zu hohen Puls, das ist jetzt besser“, berichtet er. Auch die Übungen für Mobilität und Stabilität findet der passionierte Läufer gut: „Besonders wenn man sie so intensiv macht, wie wir das inzwischen tun.“ Der Halbmarathon am Ende wird nicht sein erster sein, er ist schon mal einen gelaufen, in knapp zwei Stunden. Dieses Ziel – unter zwei Stunden ins Ziel zu kommen – hat Rommer sich auch diesmal gesetzt. „Aber ob das realistisch ist? Ich weiß es nicht. Eigentlich steht für mich der Spaß im Vordergrund“, sagt er. Schließlich sei sein letzter Laufwettkampf mehr als 20 Jahre her.
Und auch die Trainer haben wir befragt (Video: Mogck)