Der Halbmarathon naht: „Ihr packt das“

Gesundheitsprogramm „Lauf geht’s“: Hoch motivierte Läuferschar stimmt sich auf den Endspurt ein

Etwa bei Kilometer 16 ist beim Halbmarathon mit einer Krise zu rechnen: Kann nicht mehr, will nicht mehr, ciao. Die gute Nachricht: Das geht vorbei.
Lauf-geht’s-Erfinder Wolfgang Grandjean hat jetzt, vier Wochen vor dem großen Ziel, die hoch motivierte Läuferschar auf den Endspurt eingeschworen. Sein Credo: ,,Ihr packt das.“

Zwei-Stunden-Läufe sieht der Trainingsplan nur noch für zwei Wochen vor – danach wird’s ruhiger, die Trainingszeiten verkürzen sich enorm. Der Körper soll in den zehn Tagen vor dem Lauf „komplett regenerieren“, erklärt Wolfgang Grandjean, der die Läuferinnen und Läufer am Donnerstagabend im Waiblinger Bürgerzentrum mit allerlei Tipps für den Endspurt versorgt hat.

Kurz vor knapp verpasste Trainingseinheiten nachholen zu wollen – das ist keine gute Idee, und es funktioniert schlicht nicht. Gegen Ende hin nur noch auf Sparflamme zu trainieren, wie es der Plan vorsieht, „das ist wirklich wichtig“, mahnt Grandjean.

An anderer Stelle dürfen die Lauf-geht’s-Teilnehmer unterdessen eine Schippe drauflegen:

„Ihr dürft wieder Pasta essen. Aber nicht zehn Tage am Stück.“ Die Kohlehydrate etwas hochfahren, die Fette etwas runter, weiter ausreichend Eiweiß essen: So sieht’s der Ernährungsplan nun vor. Wer’s schafft, trinkt in der Woche vor dem Abschlusslauf jeden Tag ein Glas Rote-Bete-Saft, obwohl’s nicht schmeckt. Am Tag vor dem Halbmarathon Fettiges und Schwerverdauliches meiden und vor allem „nichts Ungewohntes“ schlemmen, rät Grandjean. Für neue Schuhe ist jetzt auch nicht die Zeit; das bereits gut eingelaufene Modell eignet sich besser für die 21-Kilometer-Strecke.

Für fast alle Lauf-geht’s-Teilnehmer ist es der erste Halbmarathon ihres Lebens. „Man ist voller Adrenalin“, prophezeit Grandjean – und bremst: „Nicht zu schnell loslaufen.“ Das rächt sich. Erfahrene Läufer denken an Details, die Neueinsteiger vermutlich nicht auf dem Schirm hatten: Falls es in Strömen regnet, eignet sich ein Müllsack perfekt zum Schutz für die Zeit, da man am Startpunkt steht und auf den Schuss wartet. Spezielle Brustwarzen-Schutzpflaster leisten gute Dienste; das kann sonst ernsthaft wehtun. Damit’s, wo auch immer, nicht scheuert, reibe man sich mit Melkfett ein. Gegen die Krise nach Kilometer 16 hilft: Weiterlaufen. Wolfgang Grandjean beschreibt das Gefühl so, als ob da plötzlich ein „Mann mit dem Hammer“ den Weg versperrt und motzt: „Du willst doch gar nicht laufen. Schon die Anmeldung war ein Fehler.“ Grandjean kennt diese Gedanken, zeigt bei seinen Läufen dem „Mann mit dem Hammer“ die Rote Karte und entgegnet ihm: „Ich hab doch nicht ein halbes Jahr trainiert, um jetzt aufzugeben.“ Bei einer früheren Lauf-geht’s-Aktion hat ein Teilnehmer sich mit Kuli diesen Satz auf den Arm geschrieben: „Ich kann nicht mehr, vergeht. Der Stolz bleibt.“

Wer krank ist, darf nicht laufen: Alternativen werden gesucht

Wolfgang Grandjean hält seine Vorträge in lockerem Ton, unterhält seine Zuhörer mit allerlei Späßen, – doch an diesem Punkt wird er sehr, sehr ernst: Wer krank ist, läuft nicht mit. Punkt. Mit Erkältung oder Grippe, nur als Beispiel, darf man keinen Halbmarathon laufen. Das ist gefährlich und kann mit dem Schlimmsten enden. Für alle, die am 29. September nicht starten können, wird gesorgt: „Ruft uns an. Wir finden einen anderen Lauf“, verspricht Grandjean. Das Gesundheitsprogramm „Lauf geht’s“ war und ist vor allem für Neu- und Wiedereinsteiger gedacht. Das Training begann Ende März mit Walking oder nur ein paar Minuten joggen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so lange am Stück laufen könnte“, das sagen viele Lauf-geht’s-Leute jetzt, fünf Monate nach dem Start. Respekt vor dem Halbmarathon verbindet sie alle. Das Ankommen wird herrlich, unabhängig von der Zeit. Es geht nicht um Wettbewerb, es geht um die Herausforderung an sich. Wolfgang Grandjean hat schon viele Aktionen dieser Art begleitet, weshalb ihn keinerlei Zweifel plagen: „Ich bin absolut sicher, dass ihr es schaffen werdet.“  Von unserem Redaktionsmitglied Andrea Wüstholz


Der Vortrag von Grandjean als zusammengefasste Datei:

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