Von Optimismus trotz Rückschlägen, von Trainingsdisziplin und Wohlgefühl berichten zwei Redakteurinnen Liviana Jansen und Andrea Wüstholz. Ihr Fazit: Lauffieber fühlt sich gut an, zumindest meistens. 15 Wochen vor dem Halbmarathon ist beiden klar: Es bleibt viel zu tun – also packen wir’s an.
Liviana Jansens Zwischenbilanz nach zwölf Wochen Lauftraining:

Joggen, Liviana Jansen
Liviana Jansen hat zwar Rückschläge einstecken müssen, bleibt aber ihrem Ziel treu: Sie möchte den Halbmarathon Ende September in weniger als zwei Stunden bewältigen, Foto: Palmizi/ZVW
Etwa zweieinhalb Monate trainieren wir nun schon – fast ist also Halbzeit. Und während meine Motivation anfangs groß und ich kaum zu bremsen war, habe ich in der Zwischenzeit ein paar Dämpfer einstecken müssen – was mich allerdings nicht entmutigt.
Meine Pechsträhne, ich nenne es jetzt mal so, begann im Urlaub. Vier Tage Mallorca in der Nebensaison, natürlich wollte ich die Zeit nutzen, um am Meer entlangzulaufen. Gleich am ersten Tag passierte es: Eine kleine Unaufmerksamkeit beim Selfie-Machen und schon lag ich da. Zack! Arm geprellt und aufgeschürft, Knöchel umgeknickt. Dem Handy aber, welch ein Glück, ist nichts passiert. Weiter ging es dann zu Hause. Kaum waren die Verletzungen abgeheilt – ich habe in der Zeit zwar weiter trainiert, aber wie empfohlen nur bis zur Schmerzgrenze –, kündigte sich eine Erkältung an. Die ersten Anzeichen nahm ich nicht so ernst, und prompt lag ich sprichwörtlich auf der Nase. Okay, diesmal setzte ich also wirklich mit dem Training aus. Fast drei Wochen lang. Genauer gesagt: bis anderthalb Wochen vor dem Meilensteinlauf. Deshalb ging ich in Welzheim auch nicht wie ursprünglich geplant beim Zehn-Kilometer-Lauf, sondern beim Fünf-Kilometer-Lauf an den Start. Nicht nur angesichts des Wetters war das für mich die beste Entscheidung: Die fünf Kilometer reichten mir an dem Tag vollkommen. Ich spürte die Trainingspause ganz deutlich, meine Beine wollten nicht ganz so wie ich. Zudem steckte mir eine Geburtstagsfeier am Vorabend, verbunden mit wenig Schlaf und dem einen oder anderen Gläschen Sekt, noch in den Knochen. Mit meiner Netto-Zeit von 26:50 (also fünf Minuten 21 Sekunden pro Kilometer) war ich unter diesen Umständen sehr zufrieden.
„Es sind noch mehr als drei Monate Zeit“
Dennoch: Mir wird immer mehr bewusst, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor mir liegt, um den Halbmarathon in weniger als zwei Stunden bewältigen zu können. Um das zu schaffen, müsste ich den Kilometer in etwa fünf Minuten 40 Sekunden laufen – und das ganze 21,1 Kilometer lang.
Ich bleibe optimistisch. Es sind noch mehr als drei Monate Zeit, um mich in Form zu bringen. Ich gebe nicht auf und freue mich auf die kommenden Wochen und Monate. An meinem Zeit-Ziel für den Halbmarathon halte ich auf jeden Fall fest – und sollte es mir nicht gelingen, kann ich ja immer noch behaupten: So was hab’ ich nie gesagt!
Andrea Wüstholz zieht kurz vor Ablauf der Hälfte des Lauf-geht’s-Trainingsprogramms dieses Fazit:
Unsere Redakteurin Andrea Wüstholz im ganzen Einsatz Foto: Schneider / ZVW
15 Minuten Laufen am Stück zu Beginn des Trainings Ende März führten zu länger andauernder Schnappatmung, das bleibt unvergessen. Und jetzt? 85 Minuten pausenfreies Laufen standen fürs Gruppentraining in Woche zwölf auf dem Programm – wer hätte gedacht, dass das ohne Totalkollaps je zu schaffen wäre. Es geht, gut sogar, und nach etwa 50 Minuten, wenn man so richtig warmgelaufen ist, setzt noch mal ein regelrechter Energieschub ein. Der Zieleinlauf ins Stadion Benzach nach knapp elf Kilometern und in immer noch recht passablem Gesamtzustand fördert Glücksgefühle zutage und lässt die Gewissheit reifen: Wenn das nach zwölf Wochen möglich ist – dann dürfte nach weiteren 15 Wochen Training der Halbmarathon durchaus zu schaffen sein. Die Vorstellung, 21 Kilometer durchgehend zu laufen, erzeugt mittlerweile keine Angst mehr – nur noch Respekt. Früher galt eine Distanz von 21 Kilometern eher als akzeptables Pensum für eine Ganztageswanderung. Und nun rückt das Ziel, die 21 Kilometer in weniger als drei Stunden zu überwinden, in greifbare Nähe. Wie viel weniger als drei Stunden es am Ende sein werden – man wird sehen. Der Weg ist das Ziel.
Zugegeben – in den ersten paar Wochen schien der Trainingsplan etwas zu starr, zu sehr diktiert zu sein. Muss das wirklich genau so ablaufen, ernsthaft, viermal pro Woche?
Muss nicht. Ist aber viel, viel besser. Sofern der Plan Woche für Woche in reales Tun mündet, führt das zu Fortschritten, die ganz erheblich die Lust am Dranbleiben steigern. Der wöchentliche Gruppentreff hat sich als unverrückbare Größe im Terminkalender etabliert, und allein schon wegen der vielen fröhlichen Hallo-Rufe der anderen lohnt sich die Fahrt nach Benzach allemal.
Ganz nebenbei lernt man verschlungene Pfade kennen, die Autofahrer niemals entdecken werden. Von Benzach über Stetten nach Strümpfelbach und zurück über die Weinberge führt die Querfeldein-Strecke abseits der Straßen. Ganz erstaunlich, welch fulminante Weingüter und Besenwirtschaften sich dort hinten verbergen.
Sobald’s bergauf geht, mahnt die Pulsuhr dann doch zum Entschleunigen, und die Gesichtsfarbe ähnelt gefährlich einer Erdbeertorte. Wäre man vor 20 Jahren hier entlanggehechelt, hätte man bei Puls 155 circa ein Pfund Insekten eingeatmet. Heute verirrt sich nur noch selten ein Mückchen ins Nasenloch. Nicht gut.Gut ist: Die Frage, ob sich das Training in den Alltag integrieren lässt, stellt sich inzwischen nicht mehr. Das Wohlgefühl nach dem Lauf lockt mit Macht.