Fokus auf Regeneration / Peter Wermescher hat Faszien-Tipps
Von unserem Redaktionsmitglied Andrea Wüstholz.
Bald laufen sie zwei Stunden am Stück. Noch vor zwei Monaten hätten die Einsteiger und Gelegenheitsjogger unter den Lauf-geht’s-Leuten einem vermutlich den Vogel gezeigt: Zwei Stunden joggen! Geht’s noch! Niemals schaff’ ich das.
Das ganz besonders Liebenswerte am Gesundheitsprogramm „Lauf geht’s“ zeigt sich genau an diesem Punkt. Menschen, die sich zuvor mit dem Thema Sport eher vorm Fernseher beschäftigt haben, stellen fest: Hoppla, ich kann viel mehr, als ich dachte. Und noch mal hoppla: Es stimmt wirklich, das Laufen verhilft zu tiefer Zufriedenheit, zu Glücksmomenten. „Nach dem Training bin ich ein anderer Mensch“, das berichten viele.
Wahr ist aber auch: Das Gesundheitsprogramm, welches der Zeitungsverlag Waiblingen 2020 zum zweiten Mal anbietet und das nach sechs Monaten Training zur Teilnahme an einem Halbmarathon befähigt, erfordert dieses Jahr von allen Beteiligten noch mehr Selbstdisziplin. Coronabedingt konnte das wöchentliche Gruppentraining erst kurz vor der Halbzeit starten; zuvor kämpften sich die Teilnehmer in Eigenregie durch den Trainingsplan. Der eine oder andere macht sich jetzt Sorgen, ob die nun bevorstehenden langen Läufe, die zur Vorbereitung auf den Halbmarathon im Oktober unverzichtbar sind, überhaupt gelingen können, ohne hinterher tagelang völlig ausgelaugt und kaputt zu sein.
Regeneration und Erholung spielen im Training eine Hauptrolle. In einem Online-Seminar spricht der Lauf-geht’s-Experte Dr. Wolfgang Feil am Mittwochabend, 29. Juli, über genau diese Themen. Es geht im Webinar darum, wie man mit seinen Kräften haushalten und mehr körperliche und mentale Frische erlangen kann.
Am selben Punkt setzt Peter Wermescher an. Der 39-jährige Unternehmer aus Alfdorf hat sich dieses Jahr – Corona hin oder her – ins Lauf-geht’s-Sponsorenteam eingeklinkt. Sein Thema: die Faszien. Vor ein paar Jahren wusste kaum jemand, was das überhaupt sein soll. Faszien? Bitte was?
Ohne Faszien gliche der Mensch einer Qualle. Faszien sind, vereinfacht ausgedrückt, die Bindegewebsstrukturen im Körper. Sie halten alles zusammen, umhüllen jeden Muskel, alle Knochen, die Organe. Sie bilden ein Netzwerk, ein Geflecht, das den kompletten Körper durchzieht. Sie beeinflussen unser Nervensystem, und leider können sie verkleben, sozusagen in Unordnung geraten. Faszienrollen finden sich mittlerweile in vielen Haushalten; Faszientraining gibt’s allerorten. Das erfordert Ruhe, betont Peter Wermescher. Ihm ist auch klar, dass vermutlich keiner die Zeit und Disziplin aufbringen kann, jeden Tag Faszien zu tasten und zu kneten. Wer sich dafür nach dem Lauftraining etwas Zeit nimmt und dranbleibt, hat indes schon viel gewonnen. Wie’s im Detail funktioniert, wird Peter Wermescher den Lauf-geht’s-Leuten demnächst persönlich zeigen, immer unter der Prämisse: „Sei aktiv und bewege dich, aber fordere nicht nur. Gib dem Körper auch Zeit, höre auf ihn – regeneriere.“



Peter Wermescher rückt Faszien mit den Fingern zu Leibe. Sein Regenerationskonzept (nicht nur) für Lauf-geht’s-Leute setzt auf Selbstmassage, für welche er und sein Team einen Doppelpack aus Lotion und Wachs entwickelt haben. Wermescher führt in Alfdorf in dritter Generation den Familienbetrieb Heirol Kosmetik. Das Jahr 2020 wird in der Firmengeschichte als jenes in Erinnerung bleiben, das den Faszien-Relaxx-Start markiert. Diese Marke haben Yvonne und Peter Wermescher 2020 schützen lassen. Der Alfdorfer lässt die im Hause Wermescher entwickelte Rezeptur für die Selbstmassage-Lotion und fürs Wachs von Lohnunternehmern in Deutschland herstellen, berichtet der 39-Jährige. Das Lauf-geht’s-Programm kam ihm wie gerufen, weil sich dort Menschen zusammenfinden, die sich ernsthaft ins bewegte Leben einfinden wollen und von Anfang an lernen, dass der Regeneration im Trainingsablauf derselbe Stellenwert gebührt wie der Anstrengung.
Was Peter Wermescher mit Selbstmassage meint, demonstriert er am Arm. „Drücken Sie mal feste mit dem Daumen, hier, kurz unterm Ellenbogen.“ Autsch.
Okay, es ist nicht zu leugnen: Vermutlich befindet sich an diversen Körperstellen mehr verklebtes Faszien-Geknäuel als gedacht. Von heute auf morgen wird es sich nicht zurechtmassieren lassen. Mit Geduld, Ausdauer und einem langen Atem aber durchaus.
Wermeschers Konzept beruht auf zweistufigem Vorgehen. Erst großflächig um die neuralgischen Stellen herum tasten, kneten, dehnen und dann dort „nacharbeiten“, wo’s fühlbar nötig ist. Sei es an diesem einen Punkt am Nacken rechts oder an der Schmerzstelle an der Wade oben links: Unterschiedliche Spannungszustände werden spürbar, man lernt sich selbst und seine Befindlichkeiten besser kennen, begegnet dem „Ich“ wertschätzend und wohlwollend.