Der Halbmarathon ist geschafft: Gesundheitsprogramm „Lauf geht’s“ endet mit Abschlusslauf unter Corona-Bedingungen
Von unserem Redaktionsmitglied Andrea Wüstholz
21 Kilometer laufen? Am Stück? Geht’s noch?
Wohl die wenigsten hätten zu Beginn des Gesundheitsprogramms „Lauf geht’s“ im April gedacht, dass das zu schaffen wäre. Ein Teil der Gruppe kam jetzt am Sonntag zum letzten Lauftreff zusammen und wagte sich an den Start. Eigentlich hätte das Programm mit dem Bottwartal- Halbmarathon enden sollen. Die Veranstaltung wurde coronabedingt abgesagt, wovon sich die Lauf-geht’s-Läuferschar nicht beirren ließ. Einige Teilnehmer hatten bereits Ende September ihr Können beim Härtsfelder Panoramalauf unter Beweis gestellt. Andere schlossen sich am Sonntag dem Abschluss-Lauftreff an. Die Trainer hatten als Strecke den Weg entlang der Rems von der Rundsporthalle in Waiblingen bis Neckarrems ausgewählt. Gut zehn Kilometer sind’s bis dorthin, was bedeutet: Dieselbe Strecke galt’s direkt im Anschluss noch einmal zu bewältigen, nur in umgekehrter Richtung. Alle schafften es unbeschadet bis ins Ziel.
„Ich fühle mich zehn Jahre jünger“, sagte Läuferin Marion Uhse aus Schorndorf nach gut zweieinhalb Stunden Joggen: „Laufen macht glücklich. Ich bin ganz stolz.“
Die Freude über diese außergewöhnliche Leistung stand allen am Ziel ins Gesicht geschrieben. „Ich bin einfach so happy, dass ich es geschafft habe“, jubelte Kerstin: „Ich würde es wieder machen.“ Die 47-Jährige hätte sich zu Anfang niemals einen derart langen Lauf zugetraut – und siehe da, der Mensch kann mehr, als er denkt. Völlig frei von Lauf-Erfahrung war die 47-Jährige im Frühjahr ins Programm eingestiegen, das sich dann ganz anders gestaltete als gedacht. Die Gruppentrainings begannen coronabedingt erst mit drei Monaten Verspätung. Reichlich Disziplin war vonnöten, um anhand des Trainingsplans und der täglichen Info- und Motivationsmails allein oder zu zweit ins Training einzusteigen. „Ich hab nichts geschwänzt“, erzählt Marina Reuber, 61 Jahre jung und Lauf-Neueinsteigerin wie so viele Teilnehmer dieses Programms. Als „extrem motivierend“ empfand sie die virtuelle Unterstützung all die Monate, „das hat alles wunderbar geklappt“. Trotz all der Widrigkeiten verlor auch Jacqueline Wehaus nicht die Nerven: Die Marketing-Teamleiterin beim Zeitungsverlag Waiblingen zeichnete auch dieses Jahr wieder für den reibungslosen Ablauf des Programms verantwortlich – eine höchst herausfordernde Aufgabe angesichts dessen, dass der gesamte Ablauf wegen Corona neu organisiert werden musste.
Hätten die Trainer sich nicht derart engagiert ins Zeug gelegt und ihre Schützlinge extra intensiv betreut, wäre das Programm sicher anders zu Ende gegangen. „Super war’s“, resümierte Trainer Thomas Ovelgönne nach dem Abschlusslauf am Sonntag, und Trainerin Sabine Grüntjens zeigte sich nach der herausragenden Leistung aller „ganz arg stolz auf die Teilnehmer“. Sie hätten sich allen Beschränkungen zum Trotz durchgebissen, und obwohl die gemeinsamen Trainingszeiten viel kürzer ausfielen als geplant, entwickelte sich ein „unglaublicher Gruppenzusammenhalt.“ Das zeigte sich auch beim Lauf selbst. Wer unter Kniezwicken litt oder eine Gehpause benötigte, durfte sich der Unterstützung der Laufkolleginnen und -kollegen sicher sein.
Thomas und Maria Klenk gelangten im doppelten Sinne erleichtert ins Ziel: Zusammen haben sie während der sechs Lauf-geht’s-Monate 38 Kilo abgenommen. „Es war gut. Anstrengend. Aber es hat sich gelohnt“, zieht Maria Klenk Bilanz, und beide hätten nicht damit gerechnet, in diesem Ausmaß an Fitness gewinnen und an Gewicht verlieren zu können.
Ernst Specht aus Rudersberg, 59 Jahre jung und stets mit sprechendem Streckenmesser am Arm unterwegs, bringt neuerdings 21 Kilo weniger auf die Waage. Noch eine Woche vor dem Abschlusslauf hatte er gezögert, ob er sich an die 21-Kilometer-Strecke heranwagen sollte. Er entschied sich fürs Abenteuer – und wurde wie alle anderen mit gebührendem Applaus am Ziel begrüßt.
„Sehr zufrieden“ zeigte sich Ralf Kokor nach einem Blick auf die Sportuhr nach dem Halbmarathon: zwei Stunden, 29 Minuten – ein grandioses Ergebnis für jemanden, der sich erst seit ein paar Monaten mit Laufsport beschäftigt.
Genau das macht den Reiz des Lauf-geht’s-Programms aus: Der ausgeklügelte Trainingsplan beschert Neu- und Wiedereinsteigern Erfolgserlebnisse, die zu Beginn schier unmöglich erscheinen.
Mindestens eine Woche lang soll die Läuferschar sich jetzt schonen – um sich dann im besten Fall einem Lauftreff anzuschließen oder sich weiter mit Lauf-geht’s-Leuten zum Training zu treffen. Denn – um noch mal Marion Uhse zu zitieren: „Laufen macht glücklich.“