Dieser Lauf wird im Kopf entschieden

von Susann Haul

Die Lauf-geht’s-Gruppen im Rems-Murr-Kreis stehen nach sechs Monaten Training in den Startlöchern. Die letzten Wochen waren nicht nur körperlich herausfordernd, sondern auch in Bezug auf das Zeitmanagement. Trainingseinheiten zwischen 90 und 120 Minuten muss man erst einmal in seinen Alltag integriert bekommen. Konfliktpotenzial mit anderen Hobbys und Pflichten gab es durchaus.

Halbmarathon-Strecke führt von Schwäbisch Gmünd nach Urbach

Wer dann noch seine Ernährung nach Dr. Wolfgang Feils Empfehlungen umgestellt hat – stark verkürzt beschrieben als kohlenhydratreduziert, mit viel Eiweiß, viel Gemüse und Gewürzen –, hat auch auf manche Leckerei verzichtet. Mit Erfolg: Die Läuferinnen und Läufer sind ebenso wie die Walking-Gruppe in Topform und brennen nun darauf, endlich an den Start zu gehen. Ihr Ziel: 21,1 Kilometer laufen beziehungsweise walken. Von dieser Distanz hatten viele vor einem halben Jahr nur eine sehr vage Vorstellung. Nun wird sie Realität.

Die Halbmarathon-Strecke im Rahmen des 4. Sparkassen-Remstal-Marathons führt diesmal von Schwäbisch Gmünd nach Urbach und damit zur Freude aller Beteiligten leicht bergab. Die ganz Schnellen legen die Distanz in unter zwei Stunden zurück, andere werden um die drei Stunden oder länger brauchen. Aber sie werden gut ins Ziel kommen – da sind sich sowohl die Trainerteams als auch die Begründer des Gesundheitsprogramms, Wolfgang Grandjean und Dr. Wolfgang Feil, sicher.

„Trainiert habt ihr genug. Ihr schafft das!“

In zwei Vorträgen haben Letztere den Teilnehmenden finale Tipps rund ums optimale Essen und Trinken vor und auf der Strecke gegeben. Der wichtigste Tipp aber lautet: „Der Lauf, der jetzt kommt, wird im Kopf entschieden. Keine Angst haben, sondern Vorfreude“, sagt Wolfgang Grandjean. „Trainiert habt ihr genug. Ihr schafft das!“, ist er überzeugt.

Das vorläufige Fazit von Jacqueline Wehaus, die beim Zeitungsverlag Waiblingen fürs Lauf-geht’s-Management zuständig ist, fällt gleichermaßen motivierend aus: „Es war unbeschreiblich schön, zu beobachten, welche großen Fortschritte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemacht haben und wie glücklich sie durch die Ziellinie beim Meilensteinlauf in Rechberghausen gelaufen sind. Die Trainerinnen und Trainer holen wirklich alles aus den Teilnehmenden heraus.“ Genau um dieses Glücksgefühl beim Zieleinlauf geht es. Wolfgang Grandjean empfiehlt, sich jeden Abend bis zum Halbmarathon vorm Einschlafen den Moment vorzustellen, an dem man die Ziellinie überquert. Voller Stolz und Freude. Denn das Unterbewusstsein kann nicht unterscheiden, ob man etwas wirklich erlebt hat oder ob etwas erdacht oder erträumt wurde. Es reagiert nur auf Emotionen.

Tipp für Lauf geht’s-Gruppen: Positive Emotionen während des Laufes

Es ist also wichtig, dass der Lauf mit positiven Emotionen gefüllt wird. „Denkt an das tolle Gefühl, wenn ihr ins Ziel lauft, und tut so, als wäre das schon passiert“, empfiehlt Grandjean. Ein guter Kniff, um eventuelle Zweifel am Gelingen des Unterfangens zu überwinden. Oder um dem sogenannten Mann mit dem Hammer ab Kilometer 17 etwas entgegenzusetzen.

Der Mann mit dem Hammer beschreibt einen unter Ausdauersportlern bekannten plötzlichen Leistungseinbruch. Der Grund: Die Kohlenhydratspeicher sind trotz Pastaparty am Vortag irgendwann leer. Die Folge: Die Idee, das ganze Projekt angefangen zu haben, kommt einem auf einmal ziemlich blöd vor. Die Vorstellung, weiterzulaufen, erscheint beinahe absurd und ein kühles Bier als Alternativprogramm auf einmal sehr verlockend. „An dem Punkt muss der Kopf übernehmen“, betont Grandjean. Der Kopf muss sagen: „Hey, ich höre doch jetzt nicht vier Kilometer vorm Ziel auf. Ich habe sechs Monate trainiert. Natürlich schaffe ich das!“

Halbmarathon: Nicht zu schnell loslaufen, lieber gemächlich starten

Anstrengend wird der Halbmarathon. Aber er wird nicht so anstrengend, wie man es sich vorstellt. Und der Stolz, die Strecke geschafft zu haben, der bleibt. Ebenso wie die Dankbarkeit an die Trainerinnen und Trainer. Sie trainieren eben ihre Schützlinge nicht nur, sie motivieren sie auch.

Harald Schanbacher, der die Espresso-Gruppe in Winterbach trainiert hat, sagt im Vortrag abschließend: „Es hat mir und den Leuten wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich glaube, ich habe sie mit meiner Lauffreude ein bisschen anstecken können.“ Die größte Stolperstelle beim Halbmarathon sieht er beim Start: „Der Beginn eines Rennens, das zu schnelle Loslaufen, ist meistens das größte Problem.“ Klar, die Teilnehmenden sind hoch motiviert, aber sein Tipp lautet: „Gemäßigt anfangen. Es findet sich meistens nach zwei oder drei Kilometern eine kleine Laufgruppe, der man sich anschließen kann, und dann findet man ein gutes Tempo. Den Anfang nicht so übertreiben und dann einfach mit Spaß an der Freude das Ganze motiviert machen.“ Und bitte: „Beim Zieleinlauf die Siegerpose nicht vergessen“, ergänzt Grandjean.

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